30 Jahre, nach Versteigerung - Helmarshausen

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Vor 30 Jahren wurde das Evangeliar Heinrich des Löwen versteigert
(von Wolfgang Frohmüller, 15.12.2013)

Es war die höchste Summe, die bis dahin für ein Buch bezahlt worden war: Vor 30 Jahren wechselte das Evangeliar Heinrich des Löwen für 32,5 Millionen Deutsche Mark den Besitzer. Wegen dieses hohen Preises wurde es über viele Jahre als „Teuerstes Buch der Welt“ bezeichnet.  Den Zuschlag bei der Versteigerung des traditionsreichen Auktionshauses Sotheby`s in London erhielt am 6. Dezember 1983 eine Bietergemeinschaft in der sich der Bund, die Länder Niedersachsen und Bayern, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz sowie private Stifter zusammengetan haben.

Dieses Kunstwerk von unschätzbarem Wert ist für uns deshalb von besonderer Bedeutung, weil es im Skriptorium des ehemaligen Benediktiner-Klosters Helmarshausen entstanden ist. Das bezeugt der Mönch Herimann in dem Widmungsgedicht, das als erstes Blatt in dem Buch enthalten ist „…….. Siehe hier, Petrus, dies ist das Werk Deines Mönches Herimann, das ihm in Helmarshausen der Abt Konrad II. auftrug und damit getreuen Sinnes den Befehl des Herzogs ausführte“.

Neben den prachtvollen Bildern und der kunstvoll gestalteten Schrift ist auch das „bewegte Leben“ des Buches interessant. Um 1180 von Heinrich dem Löwen in Auftrag gegeben, war es für den Braunschweiger Dom St. Blasius bestimmt. 1590 befand es sich

im Veitz-Dom in Prag; hier bekam es einen neuen Einband. Von dort kaufte es der letzte hannoversche König Georg V. 1861 zurück. Als 1866 die Preußen nach Hannover kamen ging der König ins Exil nach Schloss Cumberland bei Gmunden (Österreich) wohin er das Evangeliar mitnahm. Unter den veränderten politischen Verhältnisse kamen die Welfen-Nachfahren Anfang der 1930ger Jahre nach Deutschland zurück und nahmen ihren Wohnsitz auf Schloss Blankenburg (Harz); im Gepäck auch das Evangeliar. Am Ende des 2. Weltkrieges 1945 wurde die Familie wegen der vorrückenden Roten Armee evakuiert und zwar zur Marienburg bei Hildesheim. Das Evangeliar kam wiederum mit. In der „Liste des national wertvollen Kulturgutes in Niedersachsen“ ist es noch 1961 aufgeführt. Von diesem Zeitpunkt an,  bis zur Einlieferung bei Sotheby`s im Oktober 1983 gibt es eine Grauzone; Aufenthaltsort und Besitzer sind nicht bekannt. Seit der Versteigerung wird das Original in der Georg August Bibliothek in Wolfenbüttel aufbewahrt. Im Museum des Heimatvereins Helmarshausen befindet sich ein Faksimile.

Zu der Versteigerung war der Karlshafener Bürgermeister Hans-Christian Wehmeier in London anwesend.

 
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